Inge Meyer-Dietrich
Schriftstellerin

Karfunkelkuss

Roman
Mit Bildern von Dagmar Geisler

Clowns, Clowns, Clowns ... Seit dem Theaterstück mit der schönen Clownin Karfunkel kann Max an nichts anderes mehr denken. Und stundenlang übt er den Clownsblick, den echten: Lachen und Weinen in einem.
Sein Freund Robin, seine Schwester, die Eltern - alle müssen ihn ja für komplett verrückt halten. Oder verstehen sie, was mit ihm los ist? Versteht er sich selber?
Und da ist auch noch Lea. Noch jemand mit diesem Blick ...

2007 Ravensburger Buchverlag
ISBN 978-3-473-52323-8
Taschenbuch, 127 Seiten
Ladenpreis € 5,95
empfohlen für Kinder ab 9 Jahren - Klasse 4-5

Auszeichnungen

1984 Erzählung "Karfunkel"
2000 Roman "Ein Kuss von Karfunkel"

Thematik

Erste Liebe, Freundschaft, Fantasie

Abdruck im Schulbuch

Annegret Wedel, M. Wolf
Bildungshaus Schulbuchverlage, WSDSW, Braunschweig
Titel: Mobile 4 Lesebuch
ISBN: 3-14-120224-9
1 Seite

E. Armbroester-Groh, U. Mertens
Lollipop Lesebuch 4
Cornelsen Verlag, Berlin
ISBN 3-464-61257-0
3 Seiten

Leseprobe

Im Zuschauerraum ging das Licht aus. Es wurde mucksmäuschenstill. Sogar die kleinen Schreihälse hielten den Mund und hörten auf mit Chipstüten zu knistern. Ich kniff die Augen zusammen, weil das Licht auf der Bühne so hell war.
Jemand stolperte hinter der altmodischen Tafel hervor. Stieß gegen das Schulpult. Riss die Augen weit auf und starrte uns an.
Da wusste ich, dass er ein Clown war. Auch ohne rote Nase oder Glatze. Ohne Kostüm mit Streifen oder Punkten. Ohne Riesenschuhe.
So, wie der guckte, gucken nur Clowns. Ich kann nicht sagen, was das Besondere ist. Ich weiß nur, dass Clowns anders gucken. Ganz anders. In ihren Augen ist Lachen und Weinen, alles auf einmal. Und noch etwas anderes. So, als könnten sie sehen, was sonst niemand sieht.
"Ist der süß!", flüsterte meine Schwester Julia.
Er war jung und ziemlich dünn. Hatte ein weißes T-Shirt an und eine schwarze Hose, die bei jedem Schritt um seine Beine schlackerte. Die blonden Haare standen nach allen Seiten ab. Er versuchte sie mit den Fingern zu kämmen und machte sich dabei noch strubbeliger.
Wir mussten lachen.
Er wurde rot. Verzog den Mund. Hob erst eine Augenbraue, dann alle beide. Plötzlich strahlte er. Schlug einen Purzelbaum vorwärts und einen zurück vor lauter Freude.
Da sah ich sie auch.
Mitten im Scheinwerferlicht.
Sie war klein. Ihre Haare waren höchstens so lang wie Streichhölzer, bis auf das Zöpfchen im Nacken. Ihr Kostüm hatte die Farben vom Meer. Blau, grün, grau, türkis, alles ineinander verschwommen. Und schillernde Muschelknöpfe.
Sie summte. Ging zu dem Koffer vorn auf der Bühne. Wühlte darin herum. Sah dabei manchmal kurz hoch.
Keiner, den ich kenn, hat so große Augen. Und den Clownsblick hatte sie auch. Dabei war sie ja eine Frau. Ich hatte noch nie eine Clownin gesehen.
Sie zog eine Schachtel aus dem Koffer. Legte den Kopf schief. Warf ihn zurück und tanzte die Stufen von der Bühne herunter in den Zuschauerraum.
"Ich heiße Karfunkel", sagte sie mit einer Stimme, die dunkel und heiser war.

Besprechungen der ursprünglichen Ausgabe "Ein Kuss von Karfunkel"

Es ist eine einfühlsame Liebesgeschichte mit Beschreibung vieler Gefühle. Der Leser kann diese erste Liebe und die damit verbundenen Höhen und Tiefen der Gefühle nachvollziehen. – Im Ganzen ein sehr empfehlenswertes Buch für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren. Auch für Erwachsene kann dieses Werk empfohlen werden, vielleicht auch zur Auffrischung der Erinnerung an die erste Liebe und vielleicht auch, um Verständnis für die Verhaltensweisen der eigenen Kinder zu erreichen.
NN in: Jugendliteratur & Medien, Nordrhein-Westfalen, 3.3.2000

Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, einfühlsam und sehr stimmungsvoll erzählt. überall gerne empfohlen.
Karin Augschill in: Schweizer Bibliotheksdienst (SBD) Kinder und Jugendbücher, Februar 2000

Ein Liebesroman für Kinder, liebevoll erzählt.
Heike Brandt in: Zeitpunkte Radio Kultur – Buchempfehlungen, Sender Freies Berlin (SFB), Dezember 1999

Wer glaubt, dass der normale Kinderalltag den "großen" Gefühlen keinen Raum lässt, den belehrt die Verfasserin eines Besseren.
Brigitte Schewe in: Eselsohr, Neue Jungs – Kinderbuch, 03/2000

Die Sprache ist altersentsprechend und lebt von Dialogen. Die inneren Monologe sind zwar kurz, doch treffen sie prägnant die Stimmungen und Gefühle. ... Der Leser ab 10 Jahren kann sich mit Max identifizieren und solidarisieren.
Eine anrührende Liebesgeschichte, endlich mal aus der Sicht eines kleinen Jungen geschildert. Zudem spielt die Geschichte in der Clownswelt, die in dieser Altersstufe noch eine große Rolle spielt. Die wenigen einfachen Zeichnungen lockern den Text auf. Empfehlenswert.
Marita Kilian in: Jugendliteratur und Medien der GEW, Rheinland-Pfalz, 2000


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