Inge Meyer-Dietrich
Schriftstellerin

Warum, Leon?

Roman

Marie ist fasziniert von Leon: Er gibt überall den Ton an, sowohl in ihrer Beziehung als auch in der Clique. Er spielt verschiedene Instrumente, interessiert sich für alles Mögliche, probiert es aus - und romantisch kann er auch sein. Durch ihn wird sie wacher und kreativer, aber das Tempo, mit dem er durchs Leben rast, macht ihr gelegentlich Angst. Und kann sie bei so viel Power mithalten?
Als es zu einem schrecklichen Unfall kommt, ist sie gezwungen, sich mit Leon und ihrer Beziehung auseinander zu setzen.

2008 Ravensburger Buchverlag
ISBN 978-3-473-54324-3
Taschenbuch, 224 Seiten
Ladenpreis € 3,95
empfohlen für Jugendliche ab 15 Jahren und junge Erwachsene — ab Klasse 9

Taschenbuchausgabe 
© 2005 Ravensburger Buchverlag
ISBN 978-3-473-58178-8

2001 Lizenzausgabe Bertelsmann Buchclub
Buch-Nr. 04032 9

© 2000 Ravensburger Buchverlag
ISBN 3-473-35200-4

 

Materialien zur Unterrichtspraxis

Herausgegeben von Birgitta Reddig-Korn
Erarbeitet von Annet Kowoll
Inge Meyer-Dietrich: Warum, Leon ?
2006 Ravensburger Buchverlag, geheftet
Sekundarstufe - ab Klasse 9
ISBN 3-473-58178-8

Thematik

Liebe, Tod und Trauer, Zukunftsplanungen, Beziehung zu den Eltern

Leseprobe

Dann strich er mit dem Zeigefinger über meine Lippen, meine Augenbrauen, fuhr den Nasenrücken und die Schläfen entlang.
Wir liegen im Schatten einer Weide. Wie in einem abgedunkelten Raum oder wie in einem Zelt, in das nur spärlich sanft gefiltertes grünes Licht fließt. Stille, zu der die geflüsterten Worte passen. Es gibt nur noch dich und mich. Die Stadt mit ihrem Lärm und der plötzlichen Hitze bleibt draußen, irgendwo jenseits der tief herunter hängenden Zweige.
"Leon, erzähl von Death Valley."
"Um das zu beschreiben, müsste ich Schriftsteller sein. Hast du gelesen, was Frisch über die Wüste geschrieben hat?"
"Nicht sehr gründlich. Ich hab das Buch bis jetzt nur überflogen."
"Die Beschreibung der Wüste musst du mit Genuss lesen. Die Sätze zergehen auf der Zunge. Es wird dir gefallen." Leon legte sich neben mich auf den Rücken und verschränkte die Hände unterm Kopf. "Ich habe viele Fotos in der Wüste gemacht. Die zeig ich dir, wenn du willst." Er schwieg eine Weile. "Und wir beide", murmelte er dann, "wir gehen irgendwann zusammen in die Sahara." Er lächelte vor sich hin, als sähe er uns schon Hand in Hand inmitten der Sanddünen Afrikas.
Dann erzählte er doch von Death Valley. Redete und redete, breitete mit Worten gigantische Bilder vor mir aus. Beschrieb die verschiedenen Farben von Sand. Die Hitze, die ihn überfiel, sobald er aus dem Van stieg, den sie für den Trip gemietet hatten. Zweiundvierzig Grad Celsius. Und an der tiefsten Stelle von Death Valley die glitzernde weiße Salzkruste, die flirrende Luft darüber und der Himmel so weit...
Ich machte die Augen zu. Unterbrach nicht mit Fragen. Wenn er beim Erzählen manchmal kurz meine Hand berührte, zuckte ich jedesmal zusammen, als hätte ich in Feuer gefasst.
"Glaubst du, dass die Stille und Einsamkeit der Wüste einen davor retten könnte, sein Leben lang Rollen zu spielen, die man gar nicht will und die nicht zu einem passen?", fragte er plötzlich, und ich spürte, wie ernst es ihm war. Vielleicht, dachte ich, vielleicht war das Fragespiel vorhin ja auch schon ernst gewesen.
"Ich meine", fuhr er fort, "um uns herum ist alles so laut und so eng und so verdammt festgelegt. Und wir zappeln und probieren aus, was ja ganz lustig sein kann, wenn man nur wüsste, irgendwann findet

Besprechungen

Die Autorin unterhält ihre Leser mit einer zunächst unbeschwerten Liebesgeschichte, setzt aber doch kritische Akzente durch Vorausdeutungen, dass der Roman kein Happy-End haben wird.
Ihr Stil ist wie immer leicht und elegant, die Gestaltung der beiden Jugendlichen einfühlsam. Der pädagogische Zeigefinger, der vor übertriebenem Leichtsinn warnen könnte, bleibt aus. Die Erfahrung machen die Leser selbst durch die Empathie, der sie sich nicht werden entziehen können. Der Roman ist so packend, dass man ihn nicht aus der Hand legen wird, bevor man erfährt, wie er endet.
Edda Dietsch in: Pädagogisches Zentrum Rheinland-Pfalz, Juli 2007

Ich konnte dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen, bis ich es zu Ende gelesen hatte. Ich lachte mit Marie, und als Leon am Ende starb, weinte ich. Es ist, als würde Leon aus meinem Leben gerissen werden, als kenne ich Leon persönlich und erlebte das gleiche mit ihm, wie Marie. Es war, als würde ich vor seinem Grab stehen. Dieses Buch ist echt Wahnsinn!! Maries und Leons Gefühle sind so geschrieben, dass man sich richtig hineinversetzen kann! Man fühlt vom Anfang bis zum Ende mit!!
Man ist geschockt von dem Tod, da Leon eigentlich ein sehr lebendiger Mensch war.
Ihr müsst dieses Buch gelesen haben!! Es ist das beste Buch, das ich gelesen hab, und ich glaube, das wird es auch bleiben!!
anka in: Kundenrezensionen bei www.amazon.de, 12.08.2005

Inge Meyer-Dietrich gelingt mit diesem Roman – er wäre preiswürdig! – vor allem eins: die Heranwachsenden in ihren Themen und ihrer Problematik zwischen Himmelhoch und Tiefenbetrübnis zu begreifen und die sprachliche Stimme der jungen Leute authentisch aufzunehmen. Die Geschichte handelt von Marie, der zukünftigen Musikstudentin, und Leon, den sie vor dem Abi kennen lernt. Keine Liebe auf den ersten, aber auf den zweiten Blick. Beide erleben ein Hochgefühl, wie sie es vorher nicht kannten. Doch ihr Zusammensein ist nicht von Dauer. Marie muss erfahren, was Verlust bedeutet.
Hans-Jörg Loskill in: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), 13.10.2000

Die Gelsenkirchener Autorin Inge Meyer-Dietrich hat eine wunderschöne Liebesgeschichte mit tragischem Ausgang geschrieben, die nicht nur junge Leser sehr berühren wird. Packend beschreibt sie Liebe, Lebenslust, Tod und Trauer. Und zeigt Wege aus scheinbar ausweglosen Situationen auf.
Unbekannter Autor in: VorOrt, Lesetipps, Februar 2001

In relativ kurzen, sprachlich sehr dichten Sequenzen beschreibt die Autorin die Vergangenheit und Gegenwart des Mädchens und setzt Maries abgeklärte Romantik und Leons jugendliche Rastlosigkeit in einen spannenden Bezug zueinander.
Eszter Pichler in: Tausend und ein Buch, Linz, Februar 2001, Nr. 1

Ich habe Ihr Buch, "Warum Leon?" gelesen. Im Gegensatz zu Marie bin ich eine alte Frau, die auf viele Jahre Partnerschaft mit allen dazu gehörigen Höhen und Tiefen zurückblickt, eine Partnerschaft, die jäh zu Ende ging. Auch ich habe mich nicht verabschieden können, auch ich bin wie Marie durch alle Stadien der Trauer und Verzweiflung gegangen, ein Prozess, der sicher nie ganz abgeschlossen sein wird. Aber auch ich wende mich wieder dem Leben zu, habe mich sehr verstanden gefühlt in der Figur Ihrer Marie ...
Persönliche Mitteilung

Auch wenn es eigentlich die Geschichte von Marie ist, die sowohl die Zeit mit Leon als auch seinen Tod und die Trauer intensiv erlebt und reflektiert – die größte Leistung hat die Autorin in der Darstellung von Leon (aus Maries Perspektive) vollbracht: Das Porträt eine Jungen, der vom Leben nicht genug bekommen konnte, mit 19 Jahren stirbt und viele Fragen zurücklässt.
Kirsten Waterstraat in: Eselsohr, Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedien, Januar 2001

Inge Meyer-Dietrichs einfach, aber nie flach geschriebene Liebesgeschichte balanciert auf dem Kitsch-Grat, fällt aber nicht runter ...
Ein Roman über große Gefühle. Mit Emotionen, die auch den Leser überrollen.
Grit Heller in: Leipziger Volkszeitung, 13.10.2000

Ein intensiver Jugendroman, der unter die Haut geht.
Empfohlen von einer Fachjury. In: Saarländischer Rundfunk und Radio Bremen, Kinder- und Jugendbuch-Liste, Winter 2000

Inge-Meyer Dietrich erzählt so traurig und realitätsecht. Man glaubt es selbst mitzumachen. Sie setzt viele Zitate von Marie ein, die einen zum Weinen bringen. Ich hätte nicht geglaubt, dass das Buch so ein verdammt trauriges Ende nimmt. Ich kann es nur weiter empfehlen!!! Man muss es gelesen haben!
amazon-rezensentin, 13.04.2005

Normalerweise gehöre ich eher zu denen, die es nie schaffen, ein Buch zu Ende zu lesen, von daher war das Buch eine ganz neue Erfahrung! Ich kann es einfach nur weiterempfehlen, denn auch, wenn es ein trauriges Ende hat, gehört es mit zu den schönsten Büchern, die mir je untergekommen sind! Also, ran ans Werk! Wer es nicht liest, ist selber schuld!
Isa in: amazon-Rezensionen, 29.9.2002

Mit "Warum, Leon?" hat Inge Meyer-Dietrich einen sehr ergreifenden und realistischen Roman geschrieben. Marie und Leon führen keine Beziehung, wie sie in den meisten Liebesromanen beschrieben wird. Es ist kein bisschen Kitsch dabei.
Susanne Schikora in: Mindener Tagblatt, 23.01.2001

Allein vom Umschlagmotiv und Titel her könnte man vermuten, es handelt sich bei "Warum, Leon?" um eine gewöhnliche Liebesgeschichte. Hier geht es aber vielmehr um das Finden des eigenen Weges am Ende der Schulzeit. Leon hat hervorragende Schulnoten und viele Begabungen, aber all das – auch nicht die Liebe zu Marie – kann ihn aufhalten, er spielt mit dem Risiko und verliert. Maries und Leons Geschichte macht nachdenklich. Berührend und einfühlsam erzählt.
Melanie Pamin in: bn.bibliotheksnachrichten, Salzburg, Februar 2001, Nr. 1


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